Manuskripte 2023

Kirchentag in Nürnberg

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Sperrfrist
Do, 08. Juni 2023, 09.30 Uhr

Do
09.30–10.30
Bibelarbeiten am Donnerstag | Bibelarbeit
Bibelzeit
Meine Stunde ist noch nicht da | Johannes 2,1-12
Prof. Dr. Mihamm Kim-Rauchholz, Neutestamentlerin, Bad Liebenzell

Ich möchte mit einem Zitat von C.S. Lewis aus seinem Buch A Grief Observed – wo er den Tod seiner Frau Joy Davidmann und seine Trauer darüber reflektiert – meine Gedanken zu diesem Text beginnen:   

"Meine Vorstellung von Gott ist nicht eine göttliche Vorstellung. Sie muss von Zeit zu Zeit erschüttert werden. Gott selber erschüttert sie. Er ist der größte  Bilderstürmer. Könnten wir nicht fast sagen, dass diese Erschütterung eines der Zeichen seiner Gegenwart ist? Die Menschwerdung ist das beste Beispiel: sie lässt alle bisherigen Vorstellungen des Messias in Trümmern versinken. Und die meisten empfinden das als ein Ärgernis, wenn ihre Bilder, die sie von Gott haben, gestürmt und erschüttert werden; und gesegnet sind die, die keinen Anstoß daran nehmen. ... All reality is iconoclastic." (p.52)  

Was C.S. Lewis hier so eindrücklich hervorhebt ist die Eigenschaft, die jede Realität auszeichnet: nämlich, dass sie die Kraft hat, die Bilder und Illusionen, Vorstellungen, Träume aber auch Alpträume, die wir mit uns tragen, zu zerstören und zu erschüttern. Das ist das Merkmal der Realität im Gegensatz zu unseren Träumen, Vorstellungen und Idealen… Vorstellungen, die wir haben von Menschen, von Ehe, von Freundschaft, von Arbeit, von der Zukunft …  

Und weil Gott Realität ist, hat auch er die Eigenschaft, Bilder und Vorstellungen, die wir von ihm haben, zu  erschüttern und wenn nötig auch zu zerstören. Und  erweist sich gerade dadurch als ein Gott, der nicht erschaffen worden ist aus unseren eigenen Vorstellungen und Phantasien heraus, sondern eben als eine Realität in unser Leben und unsere Welt eingetreten ist ... Und C.S.  Lewis zieht die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus  als das beste Beispiel heran: der menschgewordene Gott – ich wiederhole das Zitat von Lewis – „lässt alle bisherigen Vorstellungen des Messias in Trümmern versinken. Und die meisten empfinden das als ein Ärgernis, wenn ihre Bilder, die sie von Gott haben, gestürmt und erschüttert werden; und gesegnet sind die, die keinen Anstoß daran nehmen …“  

Und dass C.S. Lewis mit dieser Beobachtung nicht falsch  liegt, sehen wir in den Evangelien, die immer davon berichten, wie Jesus, seine Worte und seine Handlungen bei den Religiösen seiner Zeit Ärger und Irritationen ausgelöst haben:   

Mk 6,1-16:  

Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände? Ist der nicht der Zimmermann, Marias  Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 

Lk 7,18-23:

Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich und sandte sie zum Herrn und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Als aber die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?   

Ich denke die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Johannes  der Täufer von dem Messias erwartet hat, dass er den Vorboten des Messias (und menschlich gesehen seinen Verwandten) aus dem Gefängnis herausholt und ihn nicht  dort verrotten lässt. Aber die Antwort lautet so:   

Zu der Stunde machte Jesus viele gesund von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. Und er antwortete  und sprach zu ihnen: Geht und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht ärgert an mir.  

Lk 7,34: 

Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; und ihr sagt: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!  

Lk 15,2:

Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.  

Joh 9,16:   

Er ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht ...  

Der Text der heutigen Predigt in Joh 2,1-12 ist auch in gewisser Weise so eine Erschütterung der Vorstellungen,  die wir vom Messias in uns tragen. Die Geschichte von einer Hochzeit in Kana, bei der der Wein ausgeht und Jesus daraufhin Wasser in Wein verwandelt,  hat immer wieder bei Theologen für Irritationen gesorgt. Dass das erste Zeichen im Johannesevangelium, das Jesus tat und womit er seine Herrlichkeit offenbarte, nicht eine dramatische Totenauferweckung oder Sturmstillung oder Krankenheilung war, sondern ausgerechnet die Verwandlung von Wasser zu Wein, löst auch heute noch unter so manchen frommen Hörern Unverständnis aus.   

Sicherlich war es eine große Schande und Blamage für die Gastgeber, dass sie nicht genügend Wein vorbereitet hatten für die Feier. Aber gab es denn wirklich zu dem Zeitpunkt keine seriösere Not oder ein existenzielleren Anlass für das erste Zeichen von dem Sohn Gottes? Ist das wirklich eine passende Fortsetzung von dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums, das von Anfang an mit seinem einzigartigen Prolog mehr als alle anderen Evangelien die Präexistenz, die Göttlichkeit Jesu so deutlich hervorgehoben hat … Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort …. Und das  Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.  

Und dann müssen wir lesen, dass eben gerade diese Herrlichkeit offenbart wird in dem ersten Zeichen, das Jesus getan hat … und was war es? Auf einer Hochzeitsfeier geht der Wein aus, die Leute sind schon angetrunken oder sogar betrunken und der Messias offenbart seine Herrlichkeit, voller Gnade und Wahrheit, indem er Wasser zu Wein verwandelt und die Hochzeitsparty rettet.   

Nach dem Motto: In vino veritas … Im Wein liegt die Wahrheit. Auch sehr unangenehm die Parallele zu dem griechischen Wein-Gott Dionyisos, der auch Wein hat hervorsprudeln lassen von irgendwelchen Brunnen und eben nicht unbedingt für eine seriöse Gottheit steht.   

Daher ist die Frage mehr als berechtigt, warum für Johannes gerade dieses Wein-Wunder so wichtig war, dass er es einfach nicht übergeht in seiner Aufzählung, sondern meint, es in seinem Evangelium unbedingt als das erste Zeichen Jesu überliefern zu müssen und dann in Kapitel 4,46 es auch noch einmal erwähnt und auf dieses Wunder der Weinverwandlung verweist.  

Wein gehört nicht zu den Grundnahrungsmitteln unseres  Lebens. Keiner stirbt davon, dass der Wein bei einer Feier ausgeht. Anders als bei Wasser geht es beim Wein nicht um das Überleben, sondern um etwas „Exzessives“. Es ist somit keine existenzielle Not, der Jesus hier Abhilfe schafft ... weder wird ein Aussätziger von seiner Krankheit geheilt, noch werden irgendwelche Dämonen ausgetrieben, noch Tote zum Leben auferweckt.   

Und sicherlich ist es hilfreich, uns bewusst zu machen, dass Bilder wie Hochzeitsfest, Festmahl und Wein im Alten Testament die anbrechende Heilszeit und Freude symbolisieren, wie z.B. in Jesaja 25 und Amos 9:   

Jes 25,6:

Und der Herr Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist … Von einem großen Festmahl ist hier also die Rede in der Heilszeit… voll mit feinsten Speisen und erlesenen Weinen.  

Amos 9,13-14:

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass man zugleich ackern und ernten, zugleich keltern und säen wird. Und die Berge werden von Most triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein. Ich will die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden, dass sie die verwüsteten Städte wieder aufbauen und bewohnen sollen, dass sie Weinberge pflanzen und Wein davon trinken, Gärten anlegen und Früchte daraus essen.  

Aber gleichzeitig darf eben auch nicht zu schnell übersehen oder unterschätzt werden, dass sie nicht nur Symbole sind in dieser Geschichte von der Hochzeit in Kana, sondern ganz konkrete Handlungen und Zeichen, die von Jesus hier gesetzt werden und in denen seine Herrlichkeit offenbart wird.   

Gerade im Hinblick auf die Anstößigkeit, die immer wieder in dem Zusammenhang mit dieser Geschichte erwähnt wird, ist es wichtig, auch unsere Vorstellungen von dem wie sich diese Herrlichkeit des menschgewordenen Gottes in unserer Welt offenbaren sollte, noch einmal auch überprüfen.   

Denn Hochzeitsfest und Wein stehen eben nicht nur für die zukünftige Heilszeit, sondern auch die Freude in diesem Leben, in der Diesseitigkeit. Die anbrechende Heilszeit lebt eben nicht nur in den geistlichen Dimensionen sondern ganz konkret auch in den leiblichen Dimensionen unseres Lebens hier auf dieser Welt. Es sind immerhin über 600 Liter Wein, die Jesus hier produziert für die bereits betrunkenen Hochzeitsgäste … ist das nicht das Wort, was wir benutzen: Exzessiv … excedere ... überschreiten, hinausgehen über etwas?  

Freude am Feiern, Freude an dem Überfließendem, an dem was eben über das Notwendige im Leben hinausgeht, Freude am Leben …  

Das erste Zeichen, das Jesus hier auf einer Hochzeit in Kana tut, hat etwas mit dieser überfließenden Freude am Leben, Freude am Feiern, Freude an der Fülle zu tun. Das erste Zeichen, mit dem Jesus seine Herrlichkeit in dieser Welt offenbart, ist ein Vorzeichen auf das, was Jesus in Johannes 10,10 von sich und seinem Auftrag sagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge.

Und für den menschgewordenen Gott scheint diese Fülle im Leben, diese Freude am Leben Grund genug zu sein, um auf einer Hochzeit 600 Liter Wasser in Wein zu verwandeln.  

Ob dieses Zeichen unseren Vorstellungen von der Herrlichkeit des Messias entspricht oder nicht. Ob es unseren Vorstellungen von dem, was der Messias zu tun hat entspricht oder nicht.   

Angesichts der Tatsache, dass uns diese Geschichte irritiert ist es auch kein Zufall, dass das Thema „Freude“ in den theologischen, Abhandlungen ein völliges Schattendasein führt – trotz mancher einzelner Bücher, die hier und da in den letzten Jahren erschienen sind und deren Zahl aber sehr überschaubar geblieben ist.   

Wenn das Thema Freude in der Theologie behandelt wird, dann geht sie gewöhnlich nicht über die Stellung eines Randthemas hinaus: Bultmann widmet in seiner Theologie dem Thema „Freude“ gerade mal eine Seite und selbst da ist es eher eine endzeitliche Interpretation der Freude. Und diese Beobachtung zieht sich auch durch bei vielen anderen klassischen Theologien des Neuen Testaments. Und dieses Schattendasein erstaunt umso mehr, wenn man eigentlich bedenkt, dass als Evangelium das Neue Testament zentral vom Motiv der Freude bestimmt ist.  

Der Theologe Adolf Schlatter bringt es in seinem kleinen richtig auf den Punkt: „Wir haben es den Griechen überlassen, sich am menschlichen Leib zu freuen; die Christenheit hat dies nicht fertig gebracht.“  

Der Grund weshalb ich diesen Punkt so hervorhebe in dem Zusammenhang mit dem Hören auf das was Jesus sagt, liegt darin, dass wir als Christen öfters dazu neigen, nur auf das zu hören aus dem Wort Gottes, was unserer eigenen Vorstellung von Gott und Jesus entspricht. Und so betont Jesaja 50 ein Hören, das nicht nur mit dem Ohr vernimmt was geredet wird, sondern ein Hören auf das Wort Gottes, das mit der Herzenseinstellung eines Jüngers auf das Reden Gottes hört.

Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.  

Und wenn Jesus dann wieder ein Grund zum Anstoß zu geben scheint, wenn er zu seiner Mutter in unserer Geschichte sagt: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen…   

Dann können nur diejenigen, die wie Jünger hören, über diese kulturelle Anstößigkeit, wie hier mit der eigenen Mutter geredet wird hinausgehen und die eigene Vorstellung von dem wie sich ein „rechter Messias“ seiner Mutter gegenüber zu verhalten hat, loslassen und hören auf das, was Jesus sagt. In der Kultur wo ich herkomme, ein Land das vom Konfuzianismus tief geprägt ist, ist so ein Umgang mit der Mutter ein Ding der Unmöglichkeit, besonders nicht unter Christen. Aber es gibt eben keine Kultur, die perfekt ist. Jede Kultur braucht Erlösung: die koreanische, die deutsche, besonders auch die amerikanische… und wenn ich ganz mutig wäre, würde ich jetzt sagen: und auch die bayerische Kultur braucht Erlösung.   

Wenn ich nun aber meine eigene kulturelle Prägung und meine Vorstellung über den wirklichen Messias stelle, dann werde ich in meinem Leben eben nicht über das hinausgehen können, was ich bereits schon in mir trage … dann werde ich eben nicht über meine eigenen begrenzten Möglichkeiten hinaus die Herrlichkeit Gottes sehen und erleben können, weil ich nicht bereit bin zum Hören auf einen Messias, der meinen konfuzianischen und asiatischen Prägungen und Vorstellungen von einem Messias total widerspricht.   

Dann werde ich nicht wie die Mutter Jesu in dieser Gesichte zu den Dienern sprechen können: Was er euch sagt, das tut. 

Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen …

Mit diesen Worten wird eines unmissverständlich deutlich gemacht und ich glaube, dass es in diesem Zusammenhang unbedingt notwendig ist, weil eben immer die Gefahr immanent ist in uns, dass wir wie das böse Geschlecht im Matthäusevangelium 12,38f über die Macht Jesu verfügen wollen und zu Jesus sprechen: Meister, wir wollen ein Zeichen von dir sehen. 3Und Jesus aber antwortet: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden außer dem Zeichen des Propheten Jona. 

Die Unverfügbarkeit über die Macht, die Zeichen, und das Wirken Jesu in unserem Leben ist die Rettung der Menschheit. Und darum darf in dieser Sache keine Höflichkeit oder zu erwartende Umgangsformen oder  

Freundlichkeit die Klarheit in Frage stellen. Sondern diese schroffen Worte Jesu an seine eigene Mutter, die menschlich gesehen als Mutter wohl das größte Anrecht haben könnte, über das Wirken Jesu zu „verfügen“, müssen uns aufrütteln, uns irritieren und damit uns dienen, dass wir hören lernen auf die Worte Jesu und uns dieser Wahrheit immer wieder neu bewusst werden.

Hören auf Jesus wie Jünger es tun. 

Jesus spricht zu den Dienern: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm. 

Das sind zwei sehr einfach klingende Befehle, die Jesus  an die Diener formuliert. Und gerade in dieser Einfachheit liegt aber vielleicht auch ihre größte Herausforderung.   

In 2. Könige 5 wird die Geschichte von Naaman erzählt, dem Feldhauptmann von dem König von Aram, der an Aussatz leidet und nach Israel kommt, weil er gehört hat, dass er hier evt. geheilt werden kann. Als der König von Israel den Brief von dem König von Aram liest, zerreisst er seine Kleider mit den Worten: Bin ich denn Gott, dass ich töten und lebendig machen könnte, dass er zu mir schickt, ich solle den Mann von seinem Aussatz befreien? Merkt und seht, wie er Streit mit mir sucht!  

Daraufhin meldet sich der Prophet Elisa bei ihm und lässt den Feldhauptmann zu sich kommen:  

So kam Naaman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elisas. Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden.  

Und die Reaktion von Naaman macht deutlich, dass dieser einfache Befehl von Elisa überhaupt nicht seinen Erwartungen entspricht… 

Da wurde Naaman zornig und zog weg und sprach: Ich  meinte, er selbst sollte zu mir herauskommen und hertreten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und seine Hand über der Stelle bewegen und mich so von dem Aussatz befreien. Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Parpar, besser als alle Wasser in Israel, sodass ich mich in ihnen waschen und rein werden könnte? Und er wandte sich und zog weg im Zorn. Da machten sich seine Diener an ihn heran, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, würdest du es nicht tun? Wie viel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein! Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er wurde rein.  

So wie ein Aussatz nicht einfach durch das Baden in einem Fluss geheilt werden kann, so wird auch Wasser nicht einfach zu Wein indem man es nur in Krüge füllt. 

So wie Naaman es von dem Propheten Elisa erwartet hat, dass er zu ihm herauskommt, große Reden schwingt, womöglich noch ein paar mysteriöse Sprüche über ihn ausspricht während er seine Hände über die aussätzigen Stellen am Körper bewegt … so wäre es sicherlich auch zu erwarten gewesen, dass Jesus ein paar Zaubersprüche  von sich lässt, und mit seinen Händen mehrmals über die Krüge streicht, sie vielleicht noch hin und her bewegen lässt …   

Aber Jesu Worte sind klar und einfach: Füllt die Krüge auf mit Wasser. Und dann schöpft es und bringt es dem Speisemeister. Was mag in den Köpfen der Diener vorgegangen sein als sie seinen Aufforderungen Folge geleistet haben? Als Diener des Hauses Wasser zu schöpfen und dem Speisemeister zum Kosten zu bringen in einer Situation wo der Speisemeister unter ziemlich hohem Stress gestanden haben muss angesichts des Weinproblems, kann sehr unangenehme Konsequenzen haben für die Diener.  

Da ausdrücklich erwähnt wird, dass dies das erste Zeichen war, das Jesus getan hat, war Jesus wohl zu diesem Zeitpunkt auch kaum bekannt in der Gegend als  ein Wundertäter oder Heiler.   

Was er euch sagt, das tut. Die Diener schöpfen das Wasser aus den Krügen und bringen es dem Speisemeister …

Der Speisemeister aber kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wusste nicht, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten.   

Der Evangelist Johannes hebt an dieser Stelle bewusst den Kontrast zwischen dem Speisemeister und den Dienern hervor.   

Er wusste nicht, woher der Wein kam … die Diener aber wussten es, die das Wasser geschöpft hatten.   

Und mit dieser Aussage wird deutlich, dass aus diesem Zusammenhang zwischen Hören und Tun die Erkenntnis entsteht, die die Teilhabe an dem Wunder ermöglicht.

Die Diener wussten woher der Wein kam, weil sie eben diejenigen waren, die das Wasser in die Krüge gefüllt hatten, die das Wasser geschöpft hatten und es dem Speisemeister gebracht hatten.

Und das ist der Segen, der auf dem Hören auf die Worte Jesu liegt … auf dem Hören wie es Jünger tun, nämlich zu  tun, was Er sagt. Es lässt uns zu Zeugen werden des Wirkens Jesu, seiner Zeichen in dieser Welt. Das Hören lässt uns teilhaben an den Wundern Gottes, das dem Dienst in seinem Reich innewohnt und das das Leben mit Gott so wundersam, reich, und spannend macht.   

Und es ist mein Gebet, liebe Brüder und Schwestern, dass wir auch heute neu hören lernen wie Jünger es tun. Dass wir uns nicht von unseren menschlichen Vorstellungen und Erwartungen einschränken lassen, sondern immer wieder uns öffnen für das Wirken Jesu in  unserem Leben, in unserem Alltag, in unseren Diensten aber auch in unserem Feiern erfahren dürfen, dass Jesus  Christus gekommen ist in unsere Welt, dass wir das Leben und die Fülle haben dürfen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 


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